Es hat uns von Mercuri Urval in Wien sehr gefreut am 4. Mai im Rahmen einer virtuellen Podiumsdiskussion zwei CFOs namhafter Unternehmen in Österreich begrüßen zu dürfen. Andreas Lederer, Leitung Finanz- & Rechnungswesen, Administration und Recht bei der STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. und Christian Schmidt, Leiter Finanzen, Controlling und IT, D-A-CH und CZ, Groupe Atlantic berichteten über ihre Erfahrungen der letzten Wochen. Wir konnten somit wertvolle Informationen über die Aktivitäten eines Medienunternehmens und eines Unternehmen aus der produzierenden Industrie erfahren. Beide Herren haben neben ihrem profunden Finanzaktivitäten auch Einblicke gegeben, wie sie als Führungskraft aber auch als Privatperson mit dieser für uns allen neuen Situation umgegangen sind.
Zunächst war es für die Teilnehmer natürlich von besonderem Interesse inwieweit die Unternehmen von den Entwicklungen der letzten Wochen betroffen waren. So konnten wir relativ rasch erfahren, dass die Krise ein Medienunternehmen wohl stärker treffen würde als ein produzierendes Unternehmen. Beide Herren berichteten gleichzeitig, dass sie sehr rasch und proaktiv Maßnahmen ergriffen haben, um die Liquidität ihrer Unternehmen sicherzustellen. „Cash is king“ galt und gilt als Devise und die anderen KPIs wurden entsprechend zurückgedrängt. Zusätzlich wurden teilweise Task Forces installiert, die sich mit den verschiedenen Lösungsansätzen beschäftigten.
Für uns von Mercuri Urval war es wichtig herauszuarbeiten, inwiefern auf den folgenden Ebenen agiert wurde:
- Förderungen der Bundesregierung und anderer öffentlicher Stellen
- Betriebswirtschaftliche Maßnahmen
- Restrukturierungen
Herr Lederer betonte vor allem, dass er die Maßnahmen der Bundesregierung zur Aufrechterhaltung des Wirtschaftsbetriebes sehr begrüßte und outete sich quasi als Fan der Kurzarbeit. Neben der Kurzarbeit wurden noch unterschiedliche andere Möglichkeiten in Anspruch genommen. Auf betriebswirtschaftlicher Seite wurde vorwiegend das Thema Kosten behandelt, es war ihm jedoch wichtig, den Wirtschaftskreislauf und Zahlungskreislauf aufrecht zu erhalten, weshalb hier tendenziell weniger Akzente gesetzt wurden. Es wurden jedenfalls keine neuen Restrukturierungsmaßnahmen gestartet, sondern geplante Projekte fortgesetzt.
Nachdem die Auswirkungen der Krise auf das Geschäft der Atlantic Group bis dato überschaubar waren, wurde auch entsprechend behutsam vorgegangen, gröbere Schnitte waren bis dato nicht notwendig.
Eine Herausforderung stellte natürlich die Etablierung eines Home Office Modells dar, die die Unternehmen entsprechend in den ersten Tagen beschäftigte und die sich sehr rasch etablierten. Aus der Not eine Tugend machend, stellten jedoch beide Herren fest, dass sie die sich durch die Digitalisierung verändernden Arbeitswelten aktuell und auch in Zukunft einer viel intensiveren Betrachtung unterziehen werden.
Beide Experten gaben an, dass es aus heutiger Sicht schwer sei zukünftige Maßnahmen zu beschließen, da keiner wirklich vorausschauen könnte, wie schnell sich der Markt tatsächlich erholen würde.
Herr Lederers Einschätzung war, dass sich der Markt bis Ende 2021 langsam entspannen werde, das „Vor – Krisen – Level“ allerdings erst 2022 wieder eintreten würde.
Wichtig sei es dennoch, einerseits die Kostenseite weiters genauestens im Griff zu haben, immer wieder neu zu evaluieren, andererseits Ausschau nach neuen Produkten für den Vertrieb zu halten. Gerade im Medienbereich seien weitere Produkte im digitalen Bereich interessant, die Krise sei eine Chance sich mit neuen Umsatzmöglichkeiten noch intensiver zu beschäftigen. Kündigungen seien bis jetzt kein Thema gewesen, die Möglichkeit die Kurzarbeit zu verlängern werde je nach Lage noch geprüft und je nach Bedarf in Anspruch genommen. Im Bereich der Industrie sei es in Zukunft zu hinterfragen, ob die vielen Geschäftsreisen zu Meetings im Ausland in Zukunft nicht physisch, sondern vermehrt über digitale Tools durchgeführt werden könnten. Vor allem Herr Schmidt betonte, dass er zukünftig insbesondere bei seinen Tagestrips genauer überlegen werde, diese über digitale Medien abzuhandeln, um so Zeit und Kosten zu sparen. Die Krise werde von beiden Experten auch als Chance gesehen, zB die Modernisierung der digitalen Infrastruktur für MitarbeiterInnen sei nun einfacher zu realisieren gewesen als vor der Krise.
Auf die Frage einer Teilnehmerin wie die Krise die beiden als Führungskraft und Privatperson betroffen hat, gaben beide Herren durchaus offene Antworten. Nachdem die letzten Entwicklungen der letzten Wochen auf so unterschiedlichen Ebenen Einfluss genommen hatte, war es wichtig entsprechend zu haushalten. Symbolisch war man zum Beispiel im Office um zu demonstrieren, dass man die Situation soweit möglich zu steuern versucht. Darüber hinaus war auch die eigene Familie entsprechend im Focus.
Für uns als professionelle Unternehmensberater war es wichtig unseren Kunden einen Einblick in Bereiche zu liefern, die eventuell etwas außerhalb unseres üblichen Beschäftigungsfeldes sind, die aber aktuell von umso größerer Bedeutung sind. Das äußerst positive Feedback auf unsere Veranstaltung gab uns recht mit diesem Thema den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.