Wie viele andere Unternehmen sind wir gerade Teil des wahrscheinlich größten Experiments zur Erprobung neuer Arbeitsweisen. Wie so viele meiner Kunden und Kandidaten arbeite ich seit März überwiegend im Home Office und führe sämtliche Kommunikation virtuell – per Telefon oder mittels Skype, Teams oder FaceTime. Doch wie geht es den vielen Führungskräften, die Niederlassungen und Mitarbeiter nur noch über Videocalls führen? Und wie geht es den Mitarbeitern, die Ihre Führungskraft nur virtuell erleben?
Zwei Dinge fallen besonders ins Auge: Die Technik wurde in zahlreichen Unternehmen in kürzester Zeit aus der Nische geholt und funktioniert überraschend gut. Wobei wir bei Mercuri Urval schon seit Jahren die Möglichkeit nutzen, mit Kandidaten Videogespräche zu führen, um erste Eindrücke zu gewinnen. Dennoch wäre niemand von uns auf die Idee gekommen, auf persönliche Gespräche zu verzichten und eine Rekrutierung, ein Assessment oder ein Coaching rein virtuell durchzuführen. Und das ist eben die andere Auffälligkeit: In der Zeit des Lockdowns haben wir zwar alle die neuen Tools intensiver genutzt als je zuvor, aber wir lernen dadurch auch den Wert des persönlichen Gesprächs neu kennen. Die Digitalisierung ist und bleibt ein Megatrend, der immer neue Geschäftsfelder und Lebensbereiche erfasst. Und obwohl wir unsere Kunden auf viele verschiedene Arten bedienen und in den vergangenen Monaten gezeigt haben, dass wir alle unsere Kunden zu 100 Prozent digital bedienen können, ist manche Kommunikation am besten, wenn sie persönlich stattfindet.
Ein Grundprinzip bei Mercuri Urval lautet: „Persönlichkeit ist konstant!“ Und um die Persönlichkeit angemessen beurteilen zu können, ist der persönliche Kontakt unerlässlich. Mit einem persönlichen Beispiel möchte ich das verdeutlichen. Von einer Kollegin, die sich veränderte, übernahm ich vor einiger Zeit einen potenziellen Kunden. Ich vereinbarte einen Termin bei ihm und wir unterhielten uns in dessen Arbeitszimmer. An der Wand war ein bekanntes schwarzweiß Foto der „Route 66“ in den USA. Daran anknüpfend erfuhr ich etwas von seinen Reiseträumen und konnte eine persönliche Beziehung aufbauen, die mit einem bloßen Telefon- oder gar Videoanruf nicht möglich gewesen wäre, wenn das Foto außer Sichtweite geblieben wäre. Aus meiner langjährigen Erfahrung habe ich die Überzeugung gewonnen, dass Menschen sich im persönlichen Gespräch mehr öffnen und ich dadurch mehr über sie und ihre Persönlichkeit erfahre.
Geführt wird immer noch von Angesicht zu Angesicht
Das Beispiel zeigt: Persönliche Kontakte sind wichtig, um ein vollständiges Bild von einer Person oder einer Situation zu erhalten. Ein Telefonat ist besser als eine Mail, ein Videocall besser als ein Telefonat – und das persönliche Treffen besser als ein Videocall. Die Corona-Krise zeigt erneut auf, wie wichtig kommunikative Skills und ihre richtige Anwendung sind. Das sollten Sie bei der Weiterentwicklung und Rekrutierung von Führungskräften und Mitarbeitern berücksichtigen.
- Erfahrungen in der Krise sammeln und auswertenDurch Gespräche mit den Führungskräften lässt sich herausfinden, was in der Krise gut funktioniert hat und auch in der Zeit danach genutzt werden kann, um Reisekosten und Zeitaufwand zu verringern, ohne dabei wichtige Kontakte zu Kunden und Zulieferern zu gefährden. Die neuen technischen Möglichkeiten können und sollen persönliche Gespräche in Zukunft nicht völlig ersetzen, aber in die richtige Balance gebracht werden. Zeit ist bei allen Beteiligten ein knappes Gut, das nicht mehr als nötig beansprucht werden sollte.
- Kommunikative Skills gezielt verbessernJe mehr Möglichkeiten die Kommunikationstechnik bietet, desto mehr kommt es darauf an, sie situationsgerecht einzusetzen. Dabei geht es nicht nur um die Wahl des richtigen Mittels, sondern auch um die Qualität der Gespräche. Die kommunikativen Skills lassen sich nicht nur professionell beurteilen, sondern auch gezielt verbessern. Im Rahmen unserer Trainings und Coachings für Führungskräfte gehen wir auch darauf ein, wie kommunikativ nicht so starke Führungskräfte zu besseren Kommunikatoren werden können.
- Externe Rekrutierung Bei der Gewinnung neuer Führungskräfte und Mitarbeiter sollte der Blick unverändert auch auf die kommunikativen Skills gerichtet werden. Dies betrifft die verbale wie die non-verbale Kommunikation. Gerade wenn mehrere Standorte und Teams verantwortet werden, bekommt der persönliche Kontakt, die Anwesenheit und „Sichtbarkeit“ einen hohen Stellenwert für die Mitarbeiter. Bewerber mit Erfahrung in der digitalen Kommunikation und Führung können wertvolle Impulse geben, auch wenn sie aus einer anderen Branche stammen.
Eine Frage des richtigen Up- und Downgradings
Das in der Corona-Krise erworbene „neue Wissen“ um die Möglichkeiten, die heute in einem Videogespräch und in der gemeinsamen, virtuellen Bearbeitung von Dokumenten stecken, schließt die bisherige große Lücke zwischen Telefonat und persönlichem Gespräch. Unsere „Klaviatur der Möglichkeiten“ hat zusätzliche Tasten bekommen, die man in sein Spiel aufnehmen sollte. Doch welche Töne und Akkorde darauf die richtigen sind, ist in jeder Situation und in jedem Unternehmen unterschiedlich. Jeder sollte seine Baustellen im Unternehmen kennen, die intensiver betreut werden müssen. Vor Ort sieht und fühlt man mehr, führt zufällige Gespräche auf dem Flur und nimmt Stimmungen und Bilder auf.
Wir sammeln bei Mercuri Urval weltweit jeden Tag viele interessante Erfahrungen aus Unternehmen aller Branchen und Größen. Erfahrungen in den Bereichen Führung und Kommunikation, die wir gerne mit Ihnen in unserer Artikelserie „Way Ahead“ von Richard Moore, CEO und Partner bei Mercuri Urval, teilen. Denn die richtige Balance in der persönlichen und virtuellen Kommunikation zu finden, bietet ein enormes wirtschaftliches Potential in jedem Unternehmen.
Wenn Sie mehr über dieses Thema wissen möchten oder eine persönliche Kontaktaufnahme wünschen, dann melden Sie sich bei Karl-Wilhelm Krane:
Karl-Wilhelm Krane | Senior Consultant
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